Deutschland, 19:59:58, Millionen von Fernsehzuschauern warten auf den Beginn der Tagesschau. Und damit auf eine oft kartenbasierte Darstellung des Weltgeschehens. Die Welt auf Karten zeigen, heißt aber auch immer: sie verzerren.
Als öffentlich-rechtliches Leitmedium gelten höchste Ansprüche an die Inhalte der Tagesschau, denn diese prägen das Weltbild vieler Menschen. Doch manche Karten der Tagesschau sind grob irreführend. In ihrer omnipräsenten Weltkarte etwa ist Grönland halb so groß wie Afrika, Alaska so groß wie Australien. In den Wetterkarten ist Deutschland in Nord-Süd-Richtung gestaucht. Und war da nicht ein Kontinent irgendwo im Süden?
Vor 20 Jahren waren die Karten besser. Die "Standardwelthintergrundkarte" war eine Sicht auf einen (auf Europa zentrierten) Globus, die Wetterkarten wurden über einen Zoomeffekt deutlicher als gekippte Ansicht eingeführt.
Sind beim Redesign Lehren/Weisheiten aus dem vorherigen Design ignoriert worden? Kann die Tagesschau sich diese Art der Darstellung überhaupt leisten? Und vor allem: Wie könnte sie es besser machen, und wie können Datenjournalisten solche Fehler vermeiden?
Diese Fragen diskutiert der Vortrag anhand einer umfangreichen kartografischen Kritik verschiedener Karten der Tagesschau. Er beleuchtet damit auch generell:
Zu welchen Zwecken werden Karten eingesetzt? Erfüllen sie diese Zwecke? Welchen Regeln folgen sie? Welches Weltbild vermitteln sie?